Vor allem bei Haushalten mit mehreren Kindern stiegen die Geldsorgen stark an.

Foto: imago / Ute Grabowsky

Wien/Linz – Die Teuerung wird für die Österreicherinnen und Österreicher immer mehr zum Problem: Laut einer Studie der Statistik Austria gab etwas mehr als ein Drittel der Befragten an, im vergangenen Jahr Einkommensverluste erlitten zu haben. Eine große Herausforderung sind die Wohnkosten, für 24 Prozent der Befragten stellen sie mittlerweile eine schwere finanzielle Belastung dar.

Das entspricht einem Zuwachs von zehn Prozentpunkten im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen der Studie hervorgeht. Zudem rechnen 27 Prozent in den kommenden drei Monaten mit Zahlungsschwierigkeiten bei Miete, Wohnkredit, Wohnnebenkosten oder Betriebskosten. Dieser Anteil habe sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.

Hochgerechnet hatten etwas mehr als eine Million Menschen zu Jahresende 2022 große Schwierigkeiten, mit ihrem Haushaltseinkommen die laufenden Ausgaben zu decken. Laut Statistik Austria hat sich dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Befragt wurden Ende 2022 rund 3.300 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren.

Betroffen vor allem Haushalte mit geringem Einkommen und mehreren Kindern

Besonders betroffen waren Personen mit geringem Einkommen. Innerhalb dieser Gruppe gaben 47 Prozent an, nicht mit ihrem Haushaltseinkommen auszukommen. Auch der Anteil an Haushalten mit Arbeitslosigkeit war hoch (37 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr besonders stark angestiegen ist die Gruppe der Personen aus Mehrkindhaushalten (von 20 auf 30 Prozent). Bei allen vulnerablen Gruppen habe die subjektive Wohnkostenbelastung im Vergleich zu den letzten Befragungswellen noch einmal deutlich zugenommen, hieß es.

In etwa verdoppelt hat sich der Anteil jener Personen, die Inflation als einzigen Grund für Einkommensverluste angeführt haben. Dem gegenüber hätten Arbeitszeitreduzierung und Lohnkürzungen als Ursachen für Einkommensverluste stark an Bedeutung verloren.

Deutlich eingetrübt hätten sich auch die wirtschaftlichen Zukunftserwartungen. Mehr als die Hälfte aller Befragten (53 Prozent) gab Ende 2022 an, im kommenden Jahr Ausgaben für größere Anschaffungen (z. B. Möbel, Auto, Reisen) verringern zu wollen. Ende 2021 lag dieser Anteil noch bei 35 Prozent.

Einkaufsbudget für Hälfte der Haushalte gesunken

Dass die Teuerungswelle die Einkaufsbudgets der heimischen Konsumentinnen und Konsumenten dahinschmelzen lässt, zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU). In den letzten drei Monaten ist der verfügbare Etat für mehr als die Hälfte der Haushalte gesunken, und nur bei weniger als einem Zehntel der Bevölkerung ist es gestiegen. Gespart werde vor allem bei größeren Anschaffungen wie Möbeln oder Elektrogeräten.

Bei 63 Prozent aller Haushalte, denen ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 1.001 und 2.000 Euro zur Verfügung steht, ist das Budget für ihre Käufe gesunken. Auf Haushalte mit einem Einkommen von über 5.000 Euro treffe dies nur in etwas mehr als einem Drittel aller Fälle zu. Regionale Unterschiede zeigen sich dabei nur graduell. Die Kaufzurückhaltung manifestiere sich im Westen wie im Osten Österreichs sehr ähnlich, heißt es in der Studie der JKU.

Pläne der Regierung bleiben vage

Wirtschaftsminister Martin Kocher und Finanzminister Magnus Brunner (beide ÖVP) haben heute ihre Pläne im Kampf gegen die hohe Inflation präsentiert, blieben aber in vielen Punkten vage. Für nächste Woche hat Kocher eine Expertenrunde anvisiert, falls es Interesse der Sozialpartner gäbe, könnte es auch ein Treffen mit diesen geben. Ein Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ist nicht geplant. Vielmehr setzt die Regierung auf den freien Markt und Transparenz. (APA, red, 4.5.2023)